25.06.2018

Wilde Weiden Taubergießen ausgezeichnet

Die Ortenauer Projektpartner erhielten den 2. Preis in der Kategorie „Innovative Projekte“

Offenburg, 21. Juni 2018 - Beim Deutschen Landschaftspflegetag 2018 wurden die Projektpartner der Wilden Weiden Taubergießen von Kappel-Grafenhausen für ihre herausragenden Leistungen zur Erhaltung und Entwicklung der Kulturlandschaft mit dem 2. Preis ausgezeichnet. Bodo Ramelow, Ministerpräsident des Freistaates Thüringen, und Josef Göppel, Vorsitzender des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege (DVL), überreichten am 13. Juni die insgesamt vier Preise in der Festkirche von Schnett in Thüringen.

Stellvertretend für alle Projektpartner nahm Jochen Paleit, Bürgermeister von Kappel-Grafenhausen, den Preis entgegen. Er ist der Ideengeber und Motor des 2014 begonnenen Projektes. Paleit setzt sich offensiv für die Vision ein, diese nachhaltigste, naturnächste und älteste aller Landnutzungssysteme, die Wilde Weide, wieder am Rhein zu etablieren. In der Laudatio erläuterte Regina Ostermann vom Landschaftserhaltungsverband Ortenaukreis (LEV), dass nur durch die gute Kooperation vieler Partner angesichts finanzieller, bürokratischer und gesetzlicher Hürden die ganzjährige Beweidung auf rund 100 Hektar Rheinauelandschaft möglich wurde.

Heute fressen sich mächtige Salers-Rinder und Konik-Pferde durch die weitläufigen Auewiesen und den Auewald. Die großen Pflanzenfresser haben für Veränderungen in diesem Teil des Naturschutzgebiets gesorgt. Erklärtes Ziel der Projektpartner ist es, die natürlichen Prozesse, die die Tiere anstoßen, so wenig wie möglich zu regulieren. So entstehen zusätzliche ökologische Nischen für Vögel, Amphibien und Insekten, wobei die bestehenden nicht verschwinden. Da die Weidetiere ganzjährig präsent sind und ihr für die Insektenfauna so wichtiger Dung auf der Weide verbleibt, ist der Nährstoffkreislauf an Ort und Stelle geschlossen. Denn die Rinder und Pferde fressen nur, was auch auf den Wilden Weiden wächst. Das Projekt soll langfristig ökologische und ökonomische  Ziele vereinen und sich finanziell durch die notwendige Entnahme und den Verkauf von Tieren aus der Herde selbst tragen. Nächstes Ziel der Projektpartner ist nun die lokale und regionale Vermarktung der hochwertigen Fleischprodukte.

Richtungsweisend ist die Ausweisung der Auewaldungen als Schonwald mit Schutzziel „Lichter Wald“. Dafür gab es viele Ökopunkte, die der Gemeinde bei Bauvorhaben als naturschutzrechtlicher Ausgleich zur Verfügung stehen und so die landwirtschaftlichen Nutzflächen erhält. Das Projekt stößt auf große Aufmerksamkeit und Sympathie bei der lokalen Bevölkerung, bei Touristen, in der Politik und beim Fachpublikum.

Der Deutsche Landschaftspflegepreis wird seit 2005 jährlich vergeben. Es gibt zwei Preise in den Kategorien „Innovative Projekte“ und „engagierte Personen“, die mit insgesamt 2.500 € dotiert sind. Das Preisgeld von 750 € fließt in das Projekt zurück. Der DVL, Dachverband der 170 Landschaftspflegeverbände und vergleichbarer Vereinigungen, lobt den Landschaftspflegepreis für herausragende Projekte sowie außerordentliches Engagement von Privatpersonen und Unternehmen jährlich aus. Das Projekt Wilde Weiden Taubergießen wird vom LEV koordiniert.